Schnellbesohlt – psychisch krank

Die mögliche negative Lerngeschichte, an der gebetsmühlenartigen Wiederholung von psychisch krank ist ein ausgestellter virtueller „Freifahrtsschein“ für Nachahmungstäter.

picture alliance/dpa/vifogra

Ein Syrer hat in einem ICE vier Menschen verletzt. Bei seiner Festnahme soll er gegenüber den Polizeibeamten geäußert haben: „Ich bin krank, ich brauche Hilfe“. Das darf er natürlich sagen, aus welchem inneren Antrieb heraus auch immer. Ein Polizeichef wiederholt diesen Satz am nächsten Tag auf der Pressekonferenz, um damit zu begründen, warum der Beschuldigte „psychisch krank“ sein könnte. Ich räume ein, dass ich bei dieser „Begründung“ dachte, meinen Ohren nicht zu trauen. Außerdem wird auf der PK ein (Schnell-) „Gutachten“ angeführt. Dieser Umstand wird von den Medien umgehend aufgenommen und in der Berichterstattung in den Vordergrund gestellt. Ob der Beschuldigte tatsächlich „psychisch erkrankt“ ist oder nicht, soll hier nicht Gegenstand meiner Erläuterung sein, zumal das aus der Ferne ein Stochern im Nebel wäre. Wer bei Nebelschwaden an „Gutachten“ denken muss, liegt nicht immer falsch:

Neben den meisten geräuschlos vonstattengehenden Gutachten, gab und gibt es auch immer wieder tragische und aufsehenerregende Negativbeispiele. Angefangen bei Hochstaplern, über getötete Polizisten, deren Tod vermeidbar gewesen wäre, bis hin zu anderen spektakulären Fällen der Scharlatanerie oder Gefälligkeitsgutachten.

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Ein anschaulicher Vorgang ist hierbei der gelernte Postbote Gert Postel alias Dr. med. Dr. phil. Clemens Bartholdy, u.a. leitender Oberarzt im Fachkrankenhaus für Psychiatrie bei Leipzig. Dort fertigte der ehemalige Briefträger mindestens 23 psychiatrische Gerichtsgutachten an und hielt Vorträge vor Medizinern, ohne jemals Verdacht zu erregen. Keines seiner Gutachten wurde jemals als mangelhaft oder fehlerhaft erkannt, alle sind in die Rechtsprechung der Richter eingeflossen. Nach Aussage seines Rechtsanwaltes war Postel ein sehr gefragter Gutachter. Alle Gutachten haben übrigens bis heute Bestand, da die damit verbundenen Gerichtsurteile rechtskräftig sind. „Eine intellektuelle Herausforderung sei diese Arbeit nicht gewesen. Sie können mittels der psychiatrischen Sprache jede Diagnose begründen und jeweils auch das Gegenteil und das Gegenteil vom Gegenteil – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Es gebe nur drei psychiatrische Krankheitsbegriffe: die Psychose, die Depression und die Borderline-Erkrankung. Bestimmte Symptome unter bestimmte Begriffe zu subsumieren, kann auch jede dressierte Ziege‘“, sagte Postel. Auch habe er psychiatrische Kunstbegriffe neu erfunden: die „bipolare Depression dritten Grades“. Er wusste, dass in Psychiatriekreisen Fragen als inkompetent gelten. Auch in seiner Probezeit als Oberarzt erhielt Postel vom Leiter des Krankenhauses sehr gute Noten. Später wurde ihm von der Landesregierung eine Stelle als Chefarzt am sächsischen Landeskrankenhaus Arnsdorf angeboten.

Die erfahrene Psychologin Andrea Jacob berichtet, dass sie 300 Gutachten in den letzten sechs Jahren analysiert habe und kein einziges wäre verwertbar gewesen. Auch eine Studie der Fern-Universität Hagen wertete 116 Gutachten im Oberlandesgerichtsbezirk Hamm aus:

„Erhebliche handwerkliche Fehler“ bei der Erstellung rechtspsychologischer Gutachten haben Prof. Dr. Christel Salewski und Prof. Dr. Stefan Stürmer dabei ausgemacht. Sie spürten zahlreiche defizitäre psychologische Fundierungen des handwerklichen Vorgehens und den Einsatz fragwürdiger Diagnoseinstrumente auf: „Tatsächlich erfüllt nur eine Minderheit der Gutachten die fachlich geforderten Qualitätsstandards“, so Prof. Salewski. Diese wurden meistens von Diplom- bzw. „Master of Science (M. Sc.)“- Psychologen verfasst. Es geht um schwerwiegende Qualitätsmängel. 35 Prozent der Gutachten hätten methodisch problematische Verfahren und unsystematische Gespräche, ungeplante Beobachtungen, keine oder ungenügende Tests bzw. testähnliche Verfahren verwendet. Die Ergebnisse wären alarmierend (Dokument im Internet inzwischen gelöscht): etwa ein Drittel bis zur Hälfte der Gutachten seien fehlerhaft.

Nachahmungsgefahr

Es erscheint auf den ersten Blick berechtigterweise sehr verwunderlich, dass ein angeblich geistig erkrankter Messerstecher, der soeben vier Männer mit einer acht Zentimeter langen Klinge schwer verletzt hat, diesen rational durchdachten Satz in einem länger andauernden und kräftezehrenden Hochstressszenario noch zu äußern in der Lage ist. Dazu wären die wenigsten Gesunden imstande. Der angeblich erkrankte Syrer konnte diese rationale Denk-und Sprachleistung jedoch vollbringen. Dieser Meinung schließt sich inzwischen auch der Tübinger Gerichtspsychiater Peter Winckler an, der in drei Jahrzehnten 2.500 Gutachten erstellt hat: „Wenn der Tatverdächtige den Polizeibeamten vor der Festnahme zuruft, er sei krank, dann passt das nicht in das charakteristische Bild einer akuten Schizophrenie.“

ICE von Regensburg nach Nürnberg
Wieder ein Messer-Anschlag; diesmal im ICE
Es muss jetzt durch die Staatsanwaltschaft genauestens geprüft werden, ob die Tat und dieser Satz bei seiner unvermeidlichen Festnahme geplant waren. Ich bin mir sicher, dass durch die Ermittler auch diese Schiene genauestens unter die Lupe genommen wird. Das letzte Wort in diesem Fall wird ein Gericht sprechen, das sich keinesfalls an ein vorliegendes Schnellgutachten in seiner Urteilsbegründung halten wird.

Es ist keinesfalls so, dass potentielle Attentäter und Terroristen kein TV sehen oder Zeitung lesen. Der permanente Verweis auf eine angeblich „Erkrankung“ und die damit verbundene Kategorisierung „Nicht schuldfähig“ könnten genauso gut als Anreiz verstanden werden, ein solches schweres Verbrechen zu begehen, um in der forensischen Psychiatrie anstatt einem deutschen Knast zu landen und sein restliches Leben oder zumindest die nächsten Jahre somit in Deutschland verbringen zu können. Vor allem wenn eine Ausweisung gedroht hat.

Was mir besondere Sorge bereitet, ist die Tatsache, das seit Jahren Messermänner, Totschläger, Mörder, Attentäter und Terroristen als „psychisch krank“ oder zumindestens „psychisch gestört“ gelten, wenn sie denn nur einen Migrationshintergrund haben. Die mögliche negative Lerngeschichte, an der gebetsmühlenartigen Wiederholung dieses Umstandes, ist ein ausgestellter virtueller „Freifahrtsschein“ für Nachahmungstäter. Denn jede schwere Straftat muss (bzw. sollte) zeitnah konsequent geahndet werden. Es darf nicht sein, dass sich Täter hinter einer angeblichen psychischen Erkrankung verstecken können.


Steffen Meltzer ist Autor von Ratgeber Gefahrenabwehr – So schützen Sie sich vor Kriminalität (Der Beitrag enthält Auszüge von vorangegangenen Artikeln.)

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Kommentare ( 59 )

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59 Comments
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Orlando M.
2 Jahre her

 „Ich bin krank, ich brauche Hilfe“. Das darf er natürlich sagen, aus welchem inneren Antrieb heraus auch immer.“
Aus welchem Antrieb? Das ist doch wohl ziemlich eindeutig, der Antrieb lautet Nichtabschiebbarkeit. Der hat seinen Job verloren und Angst gehabt, dass er rausfliegt. Hat sich eben herumgesprochen, dass Dummland psychisch kranke Straftäter nur höchst ungern abschiebt.

Ralf Poehling
2 Jahre her

Die Grenze zwischen Gewaltkriminalität und psychischer Erkrankung ist fließend. Allerdings fehlt Menschen mit psychischer Erkrankung zumeist die Selbsterkenntnis, überhaupt krank zu sein: Zitat:“Dieser Meinung schließt sich inzwischen auch der Tübinger Gerichtspsychiater Peter Winckler an, der in drei Jahrzehnten 2.500 Gutachten erstellt hat: „Wenn der Tatverdächtige den Polizeibeamten vor der Festnahme zuruft, er sei krank, dann passt das nicht in das charakteristische Bild einer akuten Schizophrenie.““ Exakt. Ich habe über längere Zeit in der Pflege gearbeitet und mit psychisch erkrankten Menschen zu tun gehabt. In der Tendenz haben die nur ganz selten mal einen hellen Moment gehabt und dann erkannt, dass sie… Mehr

Britsch
2 Jahre her
Antworten an  Ralf Poehling

Volle Zustimmung, absolut richtig! Der Täter hat sofort nach der Tat gerufen er wäre psychisch krank. Das ist einfach ausgedrückt vergleichbar mit früheren Taten von Leuten die einen so genannten „Jagdschein hatten“ und sagten, egal was ich mache, mir kann wegen meinem „Jagdschein“ nichts oder nur wenig passieren. Was wohl eher der eigentliche grund für die Tat war dürfte mehr Aufmerksamkeit für sich selbst zu erlangen und mehr Hilfe zu bekommen / Besser betreut und versorgt zu werden was der Täter ja auch sofort ausrief, er braucher Hilfe. Wer so egoistisch und skrupellos ist, Anderen weil er glaubt so einen… Mehr

Ralf Poehling
2 Jahre her
Antworten an  Britsch

Interessant. Die Redewendung „einen Jagdschein haben“ kannte ich bisher nicht. Hat sich nun geklärt. 🙂 Aber volle Zustimmung. Wer eine Straftat in geistiger Umnachtung begeht, der wird üblicherweise zu Recht nicht bestraft. Wer aber eine Straftat begeht und nur von sich behauptet, dass er geistig umnachtet sei, um der Bestrafung zu entgehen, der ist ja nicht geistig umnachtet. Im Gegenteil, er agiert aus kühler Berechnung. Er weiß also, dass eine geistige Umnachtung ihn von der Bestrafung befreit und begeht die Straftat also in voller Absicht mit einem Vorwand. Und das sollte das Strafmaß eigentlich erhöhen. Man denke zum Vergleich an… Mehr

haasel
2 Jahre her

Hat uns Herr Seehofer bzw. sein Vorgänger nicht versprochen, straffällig gewordene Asylanten und Geduldete umgehend abzuschieben? Ehrlich gesagt wäre es mir egal, ob im angegebenen Heimatland absoluter Frieden wäre. Er kommt dort hin, wo der letzte Stempel im Pass ist.. evtl. Türkei. Ach so- Pass im Mülleimer verloren.. ganz vergessen. Um so mehr ein Grund, push-backs zu praktizieren wie die USA, dann verstopfen sie nicht unsere Behörden, das ist eigentlich selbstverständlich!!

Donostia
2 Jahre her

Mir ist es egal ob jemand als psychisch krank gilt oder nicht. Eine Straftat ist und bleibt eine Straftat, und gehört mit aller Härte bestraft. Wenn man einem solchen Täter behandeln will dann bitte hinter Gittern. Ich bin ohnehin der Meinung, dass wenn jemand einen anderen absticht, dass dann etwas im Oberstübchen nicht stimmt. Ergo sind solche Menschen für mich immer psychisch krank und gehören zur Sicherheit der Bevölkerung weggesperrt.

giesemann
2 Jahre her

Wobei meiner Meinung nach der Islam keine Chance hat gegen „unser Leben“ – zu dystopisch, die reine Katastrophe. Deshalb dekompensieren so viele von denen: Kaum hier, merken die Söhne Allahs, dass sie hier die letzten Heuler sind, nicht mal die dummen Weiber parieren. Das macht den Gesündesten fertig, porca miseria.

Kassandra
2 Jahre her

Auch in der NZZ wird die schnell festgestellte „Schuldunfähigkeit“ des Syrers infrage gestellt.
„Der Tübinger Gerichtspsychiater Peter Winckler hat Zweifel: Dass ein Tatverdächtiger den Polizisten zurufe, er sei krank, passe überhaupt nicht zu einer akuten Schizophrenie.“https://www.nzz.ch/panorama/messerattacke-im-ice-gutachter-zweifelt-schuldunfaehigkeit-an-ld.1654529
Schlimm, wenn die Grundannahme „arm“ und/oder „traumatisiert“ auch im Gutachterhirn einer tatsächlichen Expertise im Wege steht.
Von der vollkommen anderen Sozialisation in vollkommen andere Gegebenheiten ganz zu schweigen: https://www.achgut.com/artikel/und_gott_schuf_die_angst_ein_psychogramm_der_arabischen_seele

Last edited 2 Jahre her by Kassandra
Konradin
2 Jahre her

Derweil nutzt die linksliberale regierungstreue Mainstreampresse Welt (Autor: Ibrahim Naber) die Messerattacke eines Deutschen (auch das soll sogar mal vorkommen) in Halle gegen die Wohnungstür einer Flüchtlingsfamilie von der er nach Polizeitangaben offenbar Geld forderte (beachte: Täter- und Opferherkunft werden in diesem Fall bereits im Vorspann deutlich genannt), um die schier unzähligen seit Jahren wie eine Seuche (die politsch Verantwortlichen sind bekannt – würden jedoch in der regierungsteuen Mainstreampresse niemals benannt) über Deutschland herfallenden Messerattacken von Muslims/Flüchtlingen gegen Deutsche (vielfach Frauen und jugendliche Deutsche), um mit einem großen Aufmacherartikel auf der Homepage der Welt den Lesern zu suggerieren, zu insinuieren,… Mehr

U.S.
2 Jahre her

Von solchen schwer kriminellen, hoch aggressiven Immigranten wird Deutschland und Europa noch einige 100.000ende bekommen, die über Osteuropa, NGO Schiffe, Familien Nach- zug in das Paradies Germoney hinein gelangen, vom Staat lebenslanges Rundumsorglos Paket aus Wohnungen und lebenslange Sozial- Hilfe staatlich garantiert bekommen, plus Familien Nachzug aus 4 „Ehefrauen“, und deren Kindern, plus deren Eltern, Geschwister, und deren Kinder und Nachbarn und Bekannte. Germoney darf diese aggressiven Immigranten nicht verhaften, nicht verurteilen, nicht abschieben, weil deren kriminelles Verhalten in deren Ländern üblich ist, oder weil sie psychisch krank sind, oder weil sie eine schlimme Kindheit hatten, oder die Nachbarn in… Mehr

Sabine W.
2 Jahre her

Ich hatte diesen Anschlag fast schon wieder vergessen. Liegt es an meiner Hirnaktivität (vielleicht der Beginn einer präsenilen Demenz, lange vor der klassischen Altersgipfelung?)? Liegt es am Totstellen der ÖR-Medien, die darauf nicht weiter eingegangen sind? Liegt es an der Frequenz der ‚Übergriffe‘, die mittlerweile weit fortgeschritten ist, so dass man es als Randnotiz fast inzwischen nur noch nebenbei registriert? Ist es obendrein selbstverständlich geworden, dass sich jeder journalistische Küchenpsychologe seit Jahren blitzartig zum Glaskugel-Diagnostiker aufschwingen darf/kann und der Öffentlichkeit schon VOR Abschluss (hoffentlich) fachlich-fundierter Begutachtungsverfahren ein Label liefert, das den Täter kategorisiert? …am liebsten natürlich in ‚Migrant = psychisch… Mehr